Seid Täter des Worts und nicht Hörer allein; sonst betrügt ihr euch selbst. (Jakobus 1,22)

Liebe Leser*innen,
jedes Jahr der gleiche Schreck: Spekulatius und Lebkuchen ab September in den Supermärkten, doch draußen gefühlt noch Hochsommer. Zum Glück dauert es noch eine Weile bis zur Adventsheimeligkeit, den kurzen Tagen und den Vorbereitungen für Weihnachten. Bei manchen stellt sich auch jedes Jahr die gleiche Frage: An Heiligabend in den Gottesdienst oder nicht?

Entgegen aller Trends waren die Gottesdienste letztes Jahr an Heiligabend wieder sehr gut besucht. Und ich freue mich über alle, die wenigstens einmal im Jahr in die Kirche finden, dort die Psalmen und Gebete mitsprechen, Gottes Wort aus der Bibel hören und den Aus-legungen der Pfarrer*innen lauschen. Auch wenn der Gottesdienstbesuch nur einmal im Jahr ist, kann dabei Gottes Wort auf guten Boden fallen und etwas bewirken.

Nun hören wir im Spruch für den Monat Oktober eine deutliche Mahnung: „Seid Täter des Worts und nicht Hörer allein; Sonst betrügt ihr euch selbst.“

Offensichtlich reicht es dem Autor des biblischen Jakobusbriefs nicht, in Gottesdienste zu gehen und dann im Alltag alles Gehörte wieder zu vergessen. Tatsächlich ist der Anspruch von Religion, im Leben der Menschen und in der Gesellschaft etwas zu verändern. Und für eine Religion wie das Christentum, die sich an Wort und Leben Jesu und den Zehn Geboten orientiert, kann es nur zusammen gehen: Hören und Tun.

Gebe ich von meinem Überfluss den Armen etwas ab?
Verteidige ich Rechte von Minderheiten (was Jesus immer ein wichtiges Anliegen war)?
Mache ich bei der Landtagswahl mein Kreuzchen bei einer Partei, die sich für Nächstenliebe und Bewahrung der Schöpfung einsetzt?

Evangelium ist nie nur kirchlich oder sonntäglich. Evangelium ist immer auch politisch und gesellschaftlich relevant – und ebenso für mein ganz persönliches Leben. Und in den Gottesdiensten wird jeden Sonntag über diese Relevanz gesprochen. Davon zu hören ist nicht immer bequem. Denn Handeln im Sinne Jesu stößt nicht immer auf Akzeptanz, weil es zum Beispiel im Gegensatz zu Egoismus oder Nationalismus steht. Und es packt mich auch bei meinem Selbstverständnis: Bin ich als Christ*in bereit, mich immer wieder dem Wort Gottes zu stellen? Lasse ich es in meinen Alltag, mein Leben hineinwirken?

Der Monatsspruch aus dem Jakobusbrief rät uns dazu. Und verspricht, dass es sich lohnt. Denn die Verheißung, dass es Segen bringt, Gottes Geboten zu folgen, steht wenige Verse später:

„Und wer sich vertieft in das vollkommene Gesetz der Freiheit und dabei-bleibt und nicht sofort das Gehörte vergisst, sondern es in die Tat umsetzt – ein solcher Mensch wird selig sein bei allem Tun.“

Vielleicht sehen wir uns also an den Weihnachtstagen im Gottesdienst? Viel-leicht ja aber auch an Erntedank oder an einem der vielen anderen Sonntage vor Weihnachten. Alle sind herzlich eingeladen – ab Dezember dann auch mit Lebkuchen im Kirchenkaffee danach!

Es grüßt Sie herzlich
Ihre Pfarrerin Almut Gallmeier