Kirchentagstimmung kam bereits beim ersten Lied auf, als hundert Stimmen gemeinsam mit der achtköpfigen Band-Music-to-Go & Friends sangen: „My lighthouse, my lighthouse, shining in the darkness, I will follow you.“ Passend dazu leuchtete wie ein Leuchtturm das Kirchturmmodell der Evangelischen Stephanusgemeinde und schickte bunte Lichter in den belebten Gemeindesaal, der für diesen Reformationstaggottesdienst dank vieler Ehrenamtlicher aus Auerbach und Stephanus mit Sessel, Sofas, Teppiche und viele Lichterketten und bunte Scheinwerfer in beste Loungeatmosphäre verwandelt wurde und Musikstudent Peter Paletta lieferte am illuminierten Flügel die jazzigen dazu.
Aus Heppenheim, dem Lautertal und Jugenheim waren Menschen der Einladung zur ersten Wohnzimmerkirche der Evangelischen Bensheimer Gemeindenachbarschaft gefolgt und wurden an der Tür vom begrüßt mit den Worten: „Herzlich Willkommen, fühlt euch wie Zuhause. Nehmt euch Getränke und Snacks. Schön dass ihr da seid.“ Die Pfarrpersonen Almut Gallmeier aus Stephanus und Lukas von Nordheim führten in Alltagskleidung durch den Abend zusammen mit der extra für diesen Abend reformierte Music-to-Go-Band der Stephanusgemeinde, die sich mit Robbie Williams Song „Angels“ früh am Abend in die Herzen der mitsingenden Gemeinde spielte. Aus Kaugummi-Automaten zogen die Gottesdienstbesucher süße oder saure Fragen und tauschten sich bei Käse-Trauben-Spießen oder Schokoriegeln an illuminierten Stehtischen darüber aus, was in einer kleiner werdenden Kirche dennoch nicht fehlen dürfe oder welche Frage sie Gott stellen möchten.
Jesu Seligpreisungen erklangen, woraufhin die Gemeinde sang: „wer dich Liebt, bringt Liebe in sein Leben.“ Pfarrerin Gallmeiers Predigtimpuls erinnerte daran: Durch die Seligpreisung der Armen und die Verheißung des Himmelsreiches an sie erhalten wir Wohlsituierten selbst Anteil an ihrer Verheißung. Wer dies glaubt wird selig und wer Gutes tut, der ist es schon. Pfarrer von Nordheim berichtete, wie er beim Klettern im Hochseilgarten mit seinem Sohn neu erkannte: wenn wir unseren Karabinerharken des Glaubens neben Gottes Karabiner seiner Liebe zu uns einklinken, dann hängen wir sicher und fest am Drahtseil der Gnade Gottes. Wenn wir dann einen Funken Mut aufbringen uns fallen zu lassen, dann können für einen wunderbar leichten Moment erleben, wie es ist zu fliegen – über die gnadenlosen Gesetze der Leistungsgesellschaft hinweg und von einer Gnade zur nächsten. Nach so viel sola fide und sola gratia erklang natürlich der Gospel Amazing grace, doch an diesem Abend reformiert und beschwingt verjazzt. Fürbitten, Klagen und Bitten wurden als Briefe in die Ritzen einer Backsteinklagemauer gesteckt und Lichter der Hoffnung entzündet, bevor Smartphonelichter die Höhe gestreckt und mit Coldplay gesungen wurde: „Lights will guide you home and I will try to fix you.“ Nach Vaterunser und Segen wollten viele noch nicht Heimgehen und sangen mit Eagle Eye Cherry „Save tonight, and fight the break of dawn.“
Als alles verspeist und ausgetrunken war, ging man seiner Wege, begeistert von der Erfahrung heute Abend gemeinsam Gottesdienst und Kirche reformiert zu haben.