Lege mich wie ein Siegel auf dein Herz, wie ein Siegel auf deinen Arm. Denn Liebe ist stark wie der Tod. (Hohelied 8,6)

Liebe Gemeinde, der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki (1920-2013) hat einmal gesagt: „Literatur kennt nur zwei Themen: die Liebe und den Tod. Alles andere ist Mumpitz.“ Der Monatsspruch für Juni steht im Alten Testament im Hohelied und hat gleich beides zum Thema. Das Hohelied ist eine Sammlung von Liebesgedichten. Es enthält Poesie mit wunderschönen und bewegenden Bildern, die die Liebe zwischen zwei Menschen in all ihrer Leidenschaft beschreibt.

„Lege mich wie ein Siegel auf dein Herz, wie ein Siegel auf deinen Arm. Denn Liebe ist stark wie der Tod.“

Ganz nah soll der geliebte Mensch sein, wie ein Siegel, ein persönlicher Stempel, durch dessen Abdruck etwas beglaubigt wird. Früher trug man ein Siegel oft an einer Schnur oder Kette um den Hals, also nahe am Herzen oder wie einen Armreifen um den Arm geschlungen.

Das Herz ist der Ort unserer Gefühle und Gedanken, der Arm ist Symbol für Aktivität. Übertragen bedeutet der Monatsspruch: Lass mich ganz nahe an deinem Herzen sein, in deinen Gedanken und bei allem, was du tust. Dieser Ausspruch ist voller Leidenschaft und voller Überzeugung: Die Liebe ist stark, stärker als alle lebensfeindlichen Mächte.

Die Liebe ist ein Gottesgeschenk, immer wieder wird das in den Texten des Hohelieds sichtbar und spürbar: Weil Gott uns reich beschenkt, können wir diese Liebe weitergeben und einander lieben, weil er uns zuerst geliebt hat. Gottes Liebe ist lebensbejahend, lebensfördernd und allumfassend. Sie hat das letzte Wort. Gottes Liebe zu uns ist stärker als alles andere und geht
sogar über den Tod hinaus. Sie erfüllt uns, gibt uns neue Kraft und lässt uns das Leben leben, dass er uns zugedacht hat.

Ich wünsche Ihnen gesegnete Sommermonate mit den Menschen, die ihnen am Herzen liegen, und viele Momente, in denen Sie in Liebe miteinander Kraft schöpfen können.

Ihre Pfarrerin Astrid Maria Horn