Prüft alles und behaltet das Gute! 1. Thessalonicher 5, 21

Liebe Gemeinde,
Die Jahreslosung aus der Bibel für 2025 ist ein guter Leitspruch für so manche Entscheidung. Vor allem, weil er davon ausgeht, dass es tatsächlich Gutes gibt – Gutes, das wir finden und „behalten“ können. Also bitte nicht nur negativ auf die Zukunft schauen, will uns der Apostel Paulus damit sagen. Behaltet bei euren Entscheidungen immer auch die Perspektive Gottes im Blick. Und was ist in Gottes Perspektive das Gute? Frieden halten, auf Gott zu vertrauen, Nächstenliebe üben, hilfreich zu sein. Mit dem Prüfen ist es so eine Sache. Es passiert manchmal ganz bewusst, dann wieder treffen wir Entscheidungen spontan und aus dem Bauch heraus. Und auch das ist wichtig. Es gibt aber Sachverhalte oder eben Wahlen, da reicht ein Bauchgefühl nicht aus. Und wenn dann auch noch viel Zeit ist, bevor die Entscheidung getroffen wird, wo wir unser Kreuzchen setzen, umso besser. Diese Zeit muss genutzt werden, um zu prüfen, was hinter dem Slogan auf einem Wahlplakat oder hinter den Aussagen auf einem Parteitag steckt. Sich genau zu informieren, die Komplexität von Politik und Wahlkampf zu verstehen und zwischen Ego-gesteuerten Aussagen, inhaltlich Qualifiziertem und Fake-News zu unterscheiden, ist nicht leicht. Das Prüfen kann hier – ehrlich gesagt – ziemlich mühsam sein. Doch die Entscheidung, zu der es uns führt, wird nicht nur uns betreffen, sondern alle Menschen in diesem Land und oftmals darüber hinaus. Bei allem, was es zu bedenken gilt: Das Gute behaltet!

Und das Gute, das es zu behalten gilt, ist für uns als allererstes die Demokratie. Bei allem, was die Demokratie uns abverlangt, an Meinungsverschiedenheiten und Kleinschrittigkeit, würden wir in keinem Fall tauschen wollen gegen eine andere Form der Staatsregierung. In einer Demokratie zu leben, ist ein großes Privileg. Nur wenige Menschen tun das. Sie ist Gutes, das es zu behalten gilt. Ihr Herzstück ist das Grundgesetz, das Fundament unserer demokratischen Grundordnung. In der Präambel und in Artikel 1 heißt es: „Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen, von dem Willen beseelt, als gleich-berechtigtes Glied in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt zu dienen, hat sich das Deutsche Volk […] dieses Grundgesetz gegeben.“ „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt. Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.“

Hier geht es um die Rechte aller Menschen, nicht nur von deutschen Bürgerinnen und Bürgern. Menschenrechte kennen – wie das biblische doppelte Liebesgebot – keine nationalen, ethnischen oder sonstigen Grenzen. Das Doppelgebot der Liebe, das Jesus aus dem Alten Testament zitiert, lautet zusammengefasst: Du sollst Gott lieben und deine Mitmenschen wie dich selbst. Das ist für uns Christinnen und Christen eine gute Hilfe, ein gutes Kriterium, wenn wir prüfen, was es zu behalten gilt. Für alles Menschenfeindliche ist in diesem Gebot kein Platz! Aus diesem Grund schließt sich unsere Landeskirche, die EKHN, einer ökumenischen Initiative zur Bundestagswahl an. Die Überschrift: „Für alle. Mit Herz und Verstand“. „Die Initiative möchte den Wahlaufruf mit klaren christlichen Leitbildern verknüpfen, welche wir Christinnen und Christen aller Konfessionen als Kriterien für eine Wahlentscheidung nahelegen wollen. Daher stehen die Begriffe „Menschenwürde“, „Nächstenliebe“ und „Zusammenhalt“ im Vordergrund der Kampagne. Wie diese Werte konkret in Sozial-, Arbeits-, Wirtschafts-, Bildungs-, Sicherheits- oder Asylpolitik umgesetzt werden, dazu kann und muss es in einer Demokratie unterschiedliche Positionen geben. Aber die Werte an sich dürfen niemals zur Disposition stehen.“ (Zitat: Thorsten Latzel, Präses der Kirche im Rheinland). Gott möge Segen dazu geben, dass wir uns in diesem Sinne für das Gute entscheiden. Sei es bei der Wahl, sei es in anderen wichtigen Entscheidungen in unserem Leben.

Es grüßen Sie Ihre Pfarrerinnen Claudia Pisa und Almut Gallmeier