Jesus Christus spricht: Selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ Matthäus 5,9
Liebe Leser:innen,
Menschen, die sich vor schwere Militärfahrzeuge stellen, um sie am Weiterzufahren zu hindern. Kinder, die nicht mehr zur Schule gehen können und flüchten müssen, weil ihr Leben in Gefahr ist. Menschen in Schutzbunkern ohne die nötigste Versorgung. Hunger und Raketenbeschuss.
Seit dem 24. Februar sind uns diese Realitäten, die ja zu allen Zeiten auch in anderen Teilen dieser Welt herrschen, durch den Krieg in der Ukraine ganz nahe gekommen. Erschrocken sind viele von uns zusammengerückt, beten in Kirchen um den Frieden, stehen miteinander auf Marktplätzen mit Fahnen, auf denen das Wort „Friede“ in verschiedenen Sprachen geschrieben steht, spenden und engagieren sich für die vielen Hilfsaktionen.
Wir spüren schmerzlich, wie wenig selbstverständlich und wie kostbar der Friede ist, in dem wir seit vielen Jahren in unserem Land leben dürfen. Wie frei wir hier demonstrieren, protestieren und viele Dinge beim Namen nennen, während niemand einschreitet und uns deswegen verhaftet.
Dass Friede ein kostbares Gut ist, zeigt sich auch in der Bibel, in diesem uralten Buch der Menschheitsgeschichte, in dem es immer auch um Krieg und Frieden zwischen den Menschen ging. Immer wieder ertönt in diesen alten Schriften die Mahnung Gottes durch den Mund von Propheten und Aposteln, dem Frieden im öffentlichen und privaten Leben Vorrang zu geben. „Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein“, das war die klare Botschaft der ersten Vollversammlung des Weltkirchenrats in Amsterdam 1948, und sie ist immer noch gültig. In der jetzigen Passions- und Osterzeit denken wir Christinnen und Christen an den Weg Jesu, den dieser bis ans Kreuz und in den Tod ging, und wie er so zum Leidensgenossen aller Menschen in Not wurde. Die
Erzählung von seiner Auferstehung aus dem Grab schenkt uns bis heute die Hoffnung, dass Tod und Gewalt nicht das letzte Wort behalten werden. Und das Erste, was Jesus nach seiner Auferstehung seinen verängstigten Jüngerinnen und Jüngern zuspricht, ist: „Friede sei mit euch!“
Der Krieg in der Ukraine ängstigt uns und wir fühlen uns unsicher. Und gleichzeitig sind so viele Menschen bereit, Hilfe zu leisten für die Notleidenden.
In diesen Tagen denke ich daher oft an das Friedensgebet des Franziskus von Assisi, das nichts von seiner Aktualität verloren hat. Es appelliert an uns,
Frieden zu stiften, uns für Gerechtigkeit und Versöhnung einzusetzen, wo immer wir sind.
Wir beten zu Gott, dass der Krieg in der Ukraine bald ein Ende hat und dass Menschenleben geschützt werden. Geflüchtete Menschen in Not sollen in Sicherheit und Frieden leben – auch die, die noch auf griechischen Inseln in Zelten ausharren oder an der belarussischen Grenze zu Polen.
Das nahende Osterfest erinnert uns daran: Jesus, der Auferstandene, ist da und sein Friede durchdringt unsere Furcht und kommt bei anderen an, manchmal durch uns und manchmal auch trotz uns. So grüße ich Sie und Euch heute mit Gottes Zusage: „Friede sei mit euch!“
Pfarrerin Almut Gallmeier
Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens,
dass ich Liebe übe, wo man hasst;
dass ich verzeihe, wo man beleidigt;
dass ich verbinde, wo Streit ist;
dass ich die Wahrheit sage, wo der Irrtum herrscht;
dass ich den Glauben bringe, wo der Zweifel drückt;
dass ich die Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält;
dass ich Licht entzünde, wo die Finsternis regiert;
dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt.
Herr, lass mich trachten:
nicht, dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste;
nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe;
nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe.
Denn wer da hingibt, der empfängt;
wer sich selbst vergisst, der findet;
wer verzeiht, dem wird verziehen,
und wer stirbt, der erwacht zum ewigen Leben.
Amen
Franz von Assisi, 1181–1226