Als aber erschien die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes, unseres Heilands, machte er uns selig. (Titus 3,4)

Was es bedeutet, Mensch zu sein

Gott wird Mensch. Das ist der Kern des Weihnachtsfestes. Was damit gesagt wird, ist großartig und un­vorstellbar zugleich. Gott hat die Welt geschaffen und erhält sie. Mit diesem Glauben beginnt die Bibel. Das bedeutet: Gott ist viel größer als diese Welt. Es ist immer ein großer Abstand zwischen Gott und den Menschen, die Teil der Schöpfung Gottes sind.

Die Weihnachtsgeschichte erzählt nun: Gott selbst hat diesen Abstand überbrückt. Gott wurde Mensch. In diesem Kind im Stall von Bethlehem begegnet euch Menschen Gott. Mar­tin Luther hat dieses Geheimnis des Glaubens in folgende Worte gefasst: „Den aller Welt Kreis nie beschloss, der liegt in Marien Schoß; er ist ein Kindlein worden klein, der alle Welt erhält allein.“ (Evangelisches Ge­sangbuch, Lied 23, Vers 3)

Wie ist dieser Glaube entstanden? Als das Kind in der Krippe erwach­sen war, machten Menschen mit ihm besondere Erfahrungen. Jesus ermu­tigte, stärkte und weckte in vielen das Vertrauen zu Gott. Er heilte und half anderen. Jesus hat keine Macht ausgeübt, er ist selber zum Opfer der Mächtigen geworden. Jesus wurde gekreuzigt und ist gestorben. Gott hat ihn aber nicht im Tod gelassen, sondern von den Toten auferweckt.

All das hat dazu geführt, dass Menschen anfingen zu glauben: In diesem Menschen ist uns Gott begegnet. In ihm ist „die Freund­lichkeit und Menschenliebe Gottes“ erschienen.

So beschreibt es ein Brief im Neuen Testament (Titus 3,4). Und sie ha­ben geglaubt: In ihm zeigt Gott, was es bedeutet, Mensch zu sein. Mensch sein bedeutet, auf Gottes Kraft und Liebe zu vertrauen, einander und respektvoll, mit Würde zu begegnen und füreinander da zu sein.

Der ehemalige Limburger Bischof Franz Kamphaus hat das einmal in die einfachen Worte gefasst: „Mach´s wie Gott, werde Mensch!“.

Diese Botschaft ist gerade jetzt so wichtig, wo es so viel Unmensch­lichkeit und Größenwahn gibt, wo Menschen einander Gewalt antun und andere erniedrigen und verach­ten. Die Welt braucht menschliche Menschen.
Ich wünsche Ih­nen eine gesegnete Advents- und Weih­nachtszeit!

Ihr Volker Jung

Gerne mitfeiern: Gottesdienst zum Amtswechsel live im Fernsehen verfolgen: Nach 16 Jahren als Kirchenpräsident übergibt Volker Jung sein Amt als Kirchenpräsident am 26. Januar 2025 an Christiane Tietz. Die Übergabefeier in der Lutherkirche in Wiesbaden wird ab 11.00 Uhr live im Hessischen Rundfunk und im SWR übertragen. www.ekhn.de/amtswechsel